Bevor ihr jetzt mit den Augen rollt und denkt: „Anleihen? Ernsthaft? Wie ätzend!“, haltet die Füße still und gebt mir eine Minute. Ich weiß, erst mal wirken Anleihen (engl. Bonds) wie der spießige Onkel im Portfolio, der immer mit seinen ollen Kamellen langweilt. Doch auch, wenn ihr euch mehr für Aktien oder Kryptos interessiert, könnte ein Abstecher in die Anleihenwelt recht lukrativ sein. Warum? Weil ihr vielleicht eine Anlageklasse übersehen habt, die eurem Portfolio Stabilität, Diversifikation und sogar feste Einnahmen bringen kann, ohne euren Chill-Fakor zu stören. Also, lasst uns einen Blick in dieses verstaubte Gewölbe werfen und herausfinden, welche Schätze dort versteckt sind.
Die bunte Welt der Anleihen
Stellt euch vor, euer Kumpel will sich selbständig machen, hat aber nicht genug Kohle. Ihr leiht ihm etwas Geld, und er verspricht, dass er es nach einer bestimmten Zeit wieder zurückzahlt – plus ein kleines Extra für eure Mühe. Anleihen funktionieren ähnlich, nur dass ihr euer Geld keinem Freund, sondern einem Unternehmen oder der Regierung leiht. Dafür bekommt ihr regelmäßig Zinsen (die so genannten Coupons) und am Ende der Laufzeit euer gesamtes Geld zurück. Das klingt doch schon mal ganz nett, oder?
Anleihen sind jedoch nicht alle gleich. Da gibt es so viele Varianten wie Geschmäcker beim Shisha-Tabak. Hier ein paar Beispiele:
- Staatsanleihen: Hier leiht ihr euer Geld einem Staat. In der Regel sind diese Anleihen ziemlich sicher – es sei denn, das Land steht kurz vor der Pleite.
- Unternehmensanleihen: Diese Anleihen sind ein bisschen wie der Kumpel mit dem Café. Ihr leiht einem Unternehmen Geld, und wie zuverlässig das Unternehmen zahlt, hängt davon ab, wie gut es ihm geht.
- Kommunalanleihen: Ähnlich wie Staatsanleihen, nur dass ihr euer Geld einer Stadt oder Gemeinde leiht. Oft werden damit Projekte wie Schulen oder Straßen finanziert.
- Pfandbriefe: Eine besonders sichere Form der Anleihe, die meist von Banken ausgegeben wird und durch Hypotheken oder öffentliche Kredite gesichert ist.
Unterschied zwischen Aktien und Anleihen
Wenn du in Aktien investierst, kaufst du ein kleines Stück von einem Unternehmen. Du wirst also zum Miteigentümer einer Aktiengesellschaft. Wenn es gut läuft, steigt der Kurs deiner Aktien, und du könntest sie später mit Gewinn verkaufen. Außerdem gibt es vielleicht Dividenden, also eine Art Gewinnbeteiligung. Aber, und das ist wichtig, wenn es dem Unternehmen schlecht geht, kann der Wert deiner Aktien auch fallen und die Dividenden werden gekürzt oder sogar komplett gestrichen.
Anleihen hingegen sind eher wie ein Darlehen, das du dem Unternehmen oder sogar einem Land gibst. Du verleihst dein Geld und bekommst dafür Zinsen. Am Ende der Laufzeit bekommst du dein Geld wieder. Es ist also wie ein sehr korrekter Freund, der dir regelmäßig Zinsen zahlt und dann das geborgte Geld zurückgibt. Er zahlt dir zwar keinen Cent extra, wenn seine Geschäfte gut laufen, aber auch nicht weniger, wenn die Gewinne nur mittelprächtig waren. Solange er nicht komplett pleite gibt, ist dir dein Geld sicher.
Kurz gesagt: Aktien sind für die Abenteuerlustigen, die bereit sind, für höhere Gewinne auch mal ein Risiko einzugehen. Anleihen sind für die, die nachts ruhig schlafen wollen, weil sie wissen, dass ihr Geld plus ein kleines Extra sicher zurückkommt. Weil ein Anlager meistens nicht NUR auf Risiko oder NUR auf Sicherheit setzt, macht es Sinn, beide Anlageklassen zu nutzen.
Warum sollte mich das interessieren?
Gute Frage! Hier sind ein paar Gründe, warum auch Hardcore-Aktienfans einen Blick auf Anleihen werfen sollten:
- Diversifikation: Nicht alle Eier in einen Korb legen, Leute! Anleihen können eine tolle Möglichkeit sein, das Risiko in eurem Portfolio zu streuen.
- Stetige Einnahmen: Anleihen zahlen regelmäßig Zinsen. Das ist besonders nett, wenn die Aktienmärkte mal wieder Achterbahn fahren.
- Sicherheit: Im Allgemeinen sind Anleihen sicherer als Aktien. Wenn ihr früh in Rente gehen wollt oder einfach ein Sicherheitsnetz braucht, könnten Anleihen interessant für euch sein.
Wenn die Börse crasht, fühlen sich die Besitzer von Anleihen oft wie Leute, die im strömenden Regen einen stabilen Unterschlupf gefunden haben. Für Leute, die nur Aktien besitzen, bedeutet ein Börsencrash oft Stress und Sorgen. Wer aber auch Anleihen hat, kann relativ gelassen bleiben und sich vielleicht sogar über die ein oder andere positive Entwicklung im Portfolio freuen. Der Grund dafür ist einfach: In Zeiten, wo es der Wirtschaft schlecht geht, suchen Investoren nach Sicherheit. Anleihen – insbesondere Staatsanleihen von stabilen Ländern – gelten als sicherer Hafen.
Eines steht fest: der nächste Crash kommt so sicher wie der nächste Wolkenbruch. Die Frage ist nur, ob du dann einen sicheren Unterschlupf hast oder panisch von einer Pfütze zur nächsten hetzt.
Wieviel Rendite werfen Anleihen ab?
Der Anleihenmarkt ist ein bisschen wie ein kulinarisches Buffet – es gibt für jeden Geschmack etwas.
- Es gibt super-sichere Staatsanleihen von Ländern, die praktisch nie Pleite gehen: Deutschland, Schweiz, Norwegen, all die guten Jungs. Die sind wie Omas Kartoffelsalat: Nicht das Spannendste, aber man weiß, was man bekommt. Die Rendite ist niedrig, manchmal sogar weniger als 1 %. Dafür ist dein Kapital fast so sicher wie im Schweizer Banktresor.
- Dann gibt es die Unternehmensanleihen – der exotische Couscous-Salat. Sie bieten mehr Würze und höhere Zinsen, weil das Risiko größer ist. Je nachdem, wie kreditwürdig das Unternehmen ist, könntest du hier zwischen 2 % und 5 %, manchmal sogar mehr, sehen. Aber Achtung, nicht jeder Couscous-Salat ist gleich – manche können ziemlich scharf sein.
- Jetzt kommen wir zu den Hochzinsanleihen, oder wie ich sie nenne, das Chili con Carne des Anleihemarkts. Sie sind von Unternehmen oder Ländern, die finanziell nicht auf dem festesten Boden stehen. Hier kannst du Renditen sehen, die 7 % oder höher sind. Klingt verlockend, aber erinner dich an das letzte Mal, als du zuviel Chili gegessen hast – es kann risikant sein.
- Und dann gibt es noch die Schwellenländer-Anleihen, die internationale Küche des Buffets. Sie bieten eine interessante Mischung aus Risiko und Chance, mit Renditen, die überall auf der Karte sein können.
- Zu guter Letzt, Pfandbriefe – das verlässliche, herzhaft belegte Brot. Sicher und solide, mit einer anständigen Rendite, oft ein bisschen besser als bei Staatsanleihen, aber ohne das Risiko, das dir den Magen umdreht.
Wie bei jedem Buffet kommt es darauf an, was du auf deinen Teller legst. Ein bisschen von allem für Diversifikation oder viel von dem, was dich ruhig schlafen lässt. Aber vergiss nicht, hin und wieder die Angebote zu prüfen – manchmal ändert sich das Menü schneller, als du denkst.
Und wieviele Anleihen sollte man haben?
Das ist ziemlich individuell. Es kommt darauf an, was ihr mögt, wie eure Risikotoleranz ist und was ihr als Investor erreichen wollt. Es gibt ein paar Theorien zur Orientierung:
- Die 100-minus-Lebensalter-Regel: nehmt euer Alter und zieht es von 100 ab. Das Ergebnis ist der Kapitalanteil, der in Aktien fließen sollte; der Rest geht in Anleihen. Seid ihr also 20, dann würden 80 % in Aktien und 20 % in Anleihen gehen. Diese uralte Regel berücksichtigt aber nicht die längere Lebenserwartung oder die niedrigen Zinsen. Einige Leute sagen jetzt 120-minus-Lebensalter, um mehr Wachstumspotenzial über Aktien zu haben.
- In der Gleitpfad-Strategie (Target-Date-Funds) wird das Portfolio automatisch angepasst, je näher ihr einem bestimmten Ziel, wie dem Ruhestand, kommt. Anfangs setzt man stärker auf Wachstum (Aktien) und später mehr auf Sicherheit (Anleihen).
- Bei der Cashflow-Matching-Strategie kauft ihr Anleihen so, dass deren Fälligkeiten und Zinszahlungen eure zukünftigen Ausgaben decken. Das kann für Anleger interessant sein, die ihre Ausgaben genau planen wollen, wie etwa die Studiengebühren der Kinder.
- Bei der risikobasieren Allokation orientiert ihr euch an eurer Risikotoleranz. Einige Anleger fühlen sich mit vielen Aktien wohl, während andere bei kleinsten Marktschwankung nervös werden. Basierend auf eurer Risikobereitschaft legt ihr den Anteil von Aktien und Anleihen im Portfolio fest.
- Die fundamentale Portfolio-Theorie geht über einfache Faustregeln hinaus und erfordert eine detaillierte Analyse eurer finanziellen Situation und Ziele. Ihr betrachtet euer Vermögen, eure Einkommensströme, eure Ausgaben und eure finanziellen Ziele, um zu bestimmen, wie euer Portfolio aufgeteilt werden sollte. Es ist ein maßgeschneiderter Ansatz, der die Komplexität realer Finanzen berücksichtigt.
Am Ende des Tages ist es wie bei einem guten Essen. Ihr probiert verschiedene Gewürze (oder Anlageklassen) aus, bis ihr die perfekte Balance findet. Und vergesst nicht, ab und zu neu abzuschmecken, denn finanzielle Bedürfnisse und Ziele können sich im Lauf der Zeit ändern.
Anleihen – besser als ihr Image
Anleihen sind so etwas wie das Schweizer Taschenmesser der Finanzwelt – sie sind vielseitig, praktisch und können in vielen Situationen nützlich sein. Auch wenn ihr euch als ETF- oder Aktienenthusiasten seht, lohnt es sich, Anleihen nicht komplett zu ignorieren. Sie bringen nicht das schnelle Geld, können aber eurem Portfolio die nötige Würze verleihen und euch dabei helfen, eure finanziellen Ziele zu erreichen. Also, werft ruhig mal einen Blick darauf – ihr könntet positiv überrascht werden!
So, das war’s für heute. Ich hoffe, ihr seht Anleihen jetzt in einem etwas anderen Licht. Bis zum nächsten Mal und happy investing!
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