Symbolbild langfristig investieren

Langfristig investieren – was bedeutet das eigentlich?

Man sieht es oft in Online-Foren, auf TikTok, Youtube, Facebook oder Gutefrage.net: Da diskutieren junge Leute motiviert über die neuesten Kryptowährungen , die heißesten Aktien oder den besten ETF. Sie wollen ihr Geld sinnvoll anlegen, und das ist großartig! Wenn wir die unverbesserlichen Day-Trader mal beiseite lassen, die vergeblich dem schnellen Geld hinterherjagen, behaupten viele der Diskutanten, dass sie selbstverständlich langfristig investieren wollen. Aber was bedeutet es eigentlich, „langfristig zu investieren“? Das wollen wir uns im heutigen Artikel mal etwas genauer ansehen und mit häufigen Missverständnissen aufräumen.

 

Langfristig investieren – das ist nicht „bis nächsten Sommer“

Langfristig investieren, das klingt irgendwie erwachsen, oder? Als hätte man den Dreh raus und wäre bereit, sich mit den ganz Großen zu messen. Aber bevor du dich mit deinem Depot auf lange Sicht wappnest, sollten wir klären, was „langfristig“ wirklich bedeutet. Wenn du in deinem Kopf denkst: „Ich lege jetzt mal Geld an und schaue, was in einem Jahr passiert“, dann ist das nicht langfristig. Langfristig investieren bedeutet nicht ein paar Monate, sondern Jahrzehnte – 10, 20, 30 Jahre oder sogar mehr!

Das ist die Zeitspanne, in der sich die Magie des Zinseszinses voll entfalten kann, in der du auch Marktkrisen ohne Panik aussitzen kannst und in der das Auf und Ab der Aktienkurse an den Börsen für dich keine Rolle spielt. Wenn du wirklich langfristig investierst, dann gibst du deinem Geld die Zeit, zu wachsen und dabei alle möglichen Hindernisse zu überwinden.

Aber mal ehrlich: Wo stehst du gerade im Leben? Vielleicht bist du noch im Studium, startest gerade ins Berufsleben oder hast kürzlich deine erste eigene Wohnung bezogen. Es gibt so viele Dinge, die du in den nächsten Jahren in Angriff nehmen wirst – und die kosten alle Geld. Vielleicht träumst du davon, eine Weltreise zu machen, dir ein Auto zu kaufen oder eine Familie zu gründen. Das sind großartige Ziele, aber sie verlangen auch nach finanzieller Flexibilität.

 

Wie passt das mit dem langfristigen Investieren zusammen?

Jetzt sagst du vielleicht: „Aber ich will doch mein Geld klug anlegen und nicht einfach auf einem Sparbuch versauern lassen!“ Das ist absolut verständlich. Aber es ist wichtig, die Prioritäten richtig zu setzen. Wenn du am Anfang deines Vermögensaufbaus stehst, solltest du zunächst ein solides finanzielles Fundament schaffen. Dazu gehört ein Notgroschen, der dir in unerwarteten Situationen den Rücken freihält – mindestens drei bis sechs Monatsgehälter auf einem sicheren Konto.

Erst wenn du diese Basis hast, kannst du darüber nachdenken, das Geld zu investieren, das du wirklich für die nächsten 10 bis 20 Jahre nicht brauchst. Das ist dann das Geld, das du in Aktien, ETFs oder andere langfristige Anlagen stecken kannst. Alles andere gehört in die Kategorie „kurzfristige Ziele“, und dafür solltest du auch anders planen – sei es durch Sparen auf einem separaten (Tagesgeld-)Konto oder durch eine andere risikoarme Anlage.

 

Was sagen die Profis dazu?

Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren der Welt, ist ein großer Befürworter des langfristigen Investierens. Er sagt oft, dass man eine Aktie nur dann kaufen sollte, wenn man sich vorstellen kann, sie für mindestens zehn Jahre zu halten. Ein berühmtes Zitat von ihm lautet: „Unser Lieblingshaltezeitraum ist für immer.“ Buffett glaubt fest daran, dass Geduld beim Investieren der Schlüssel zum Erfolg ist. Er rät, nicht in Panik zu geraten, wenn die Märkte schwanken, sondern ruhig zu bleiben und die langfristige Perspektive im Auge zu behalten.

Der langfristige Ansatz wird aber nicht nur von Börsen-Giganten wie Warren Buffett verfolgt, sondern auch von bodenständigen Investoren und Finanzexperten. Zum Beispiel betont der YouTuber Nils Gajowiy , der sich früher als Daytrader versucht hat, in seinen Videos immer wieder, wie wichtig es ist, auf langfristige Strategien zu setzen, anstatt aus Angst, etwas zu verpassen, den schnellen Trends hinterherzujagen. Auch der deutsche Investor Marcus Kitzmann vertritt diese Philosophie. Er ist bekannt dafür, solide Unternehmen auszuwählen und ihnen die Zeit zu geben, ihr volles Potenzial zu entfalten. Beide zeigen, dass langfristiges Investieren keine exklusive Strategie für die ganz Großen ist, sondern für jeden zugänglich, der bereit ist, Geduld zu üben und einen klaren Fokus zu behalten.

 

Ein Blick in die Zukunft

Langfristiges Investieren ist ein Marathon, kein Sprint. Es erfordert Geduld, Disziplin und eine klare Vorstellung davon, wo du in der Zukunft stehen willst. Aber es bedeutet auch, die Dinge realistisch zu betrachten und flexibel zu bleiben. Dein Leben wird sich in den nächsten Jahren massiv verändern – und das ist auch gut so! Planen ist wichtig, aber sich selbst Raum für Veränderungen zu lassen, ist mindestens genauso entscheidend.

Also, wenn du das nächste Mal jemanden hörst, der sagt, er investiere „langfristig“, dann frag dich selbst: „Was bedeutet das für mich?“ Es ist absolut in Ordnung, jetzt noch nicht alles festgelegt zu haben. Lass dir Zeit, setz dir klare Prioritäten und leg los – aber immer mit einem realistischen Blick auf deine Lebensplanung.

Investiere smart, aber vergiss nicht, auch das Hier und Jetzt zu genießen!

 

Siehe auch:

Buy and Hold: investieren mit Gelassenheit

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Luca Kuhlmann
Luca Kuhlmann ist ein erfahrener Finanzredakteur und leidenschaftlicher Experte für persönliche Finanzen. Er zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, komplexe finanzielle Konzepte in klare, leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Seine Artikel bieten nicht nur fundierte Informationen, sondern auch praktische Ratschläge, die Leser dazu befähigen, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.

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